BURGBESCHREIBUNG

BURGBESCHREIBUNG

Hinter dem Lurleyfelsen, den der Rhein in weitem Bogen umspült, liegt auf einer gegen den Strom sich verschiebenden Bergnase die Ruine der Burg Katz. Sie hat von ihrer ursprünglichen Gestalt wenig bewahrt: Der Turm liegt in Trümmern, die Ringmauern sind zerfallen und die noch stehenden Räume wurden, um bewohnbar zu werden, einer gewaltsamen Umänderung unterzogen; nach dem Rhein zu mußte gar eine Glasveranda in die altersgrauen Wände eingefügt werden.

Auch zur Zeit Dilichs sehen wir schon manche Mauer gebrochen: Der Marstall ist “zergangen” (2 im Grundriss, Abb.1) und der Turm, “darin vor alters ein siecher Grafe” (29 auf Abb.1), scheint nicht mehr in ganzer Höhe aufrecht zu stehen.

Abb. 1 Grundriss Burg Katz

Dennoch ist “Neu-Cattenelenbogen” nach Dilichs Zeugnis zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine wohlverwahrte Anlage, die auf kleinstem Raum das zum Leben der Insassen und zur Abwehr von feindlichem Überfall Erforderliche enthält. Über den Häusern des am schmalen Rheinufer hingelagerten St. Goarshausen, steht die Burg auf einer dem steilen Berghang abgewonnenen Plattform. Von dem dunklen Felsen heben sich die Mauern hell ab. Türmchen verstärken die Ecken, steile Dächer krönen den Bau und das Ganze überragend steigt der kräftige Hauptturm aus der Baumasse auf. Unten am Strom aber liegen hinter Mauern und hohen Türmen die Häuschen des vom Burgfrieden beschützten Städtchens. So fügt sich die Burg anmutig in das Bild der Landschaft ein; dabei entspricht ihre äußere Erscheinung durchaus der Zweckbestimmung: Die Insassen zu schützen und einem gegnerischen Angriff zu trotzen.

Abb.11
Abb.9

Ein gewundener Fußpfad (Abb.1 Grundriß) führt vom Rhein den Berg hinauf durch eine Nebenpforte in den Burgbering und verzweigt sich hier, indem er zur Linken auf gewölbter Brücke (Abb.11) den Halsgraben überschreitet und die Höhe weiter emporklimmt, zur Rechten aber am Torbau der Burg endet. Auf steilen Stufen steigt man unterhalb einer kleinen Kapelle auf und steht nach einer scharfen Wendung vor dem Eingang zum Palas (Abb.9).

Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5

Zwischen zwei schlanken Ecktürmen öffnet sich das Tor zu einem gewölbten Gang, in dem mehrere Stufen zum Burghof hinaufführen. Die kleine Hoffläche wird an drei Seiten von hohen Schildmauern umschlossen; an der besonders gefährdeten Ecke unterbricht der trotzige Rundturm die Mauerflucht und stellt sich als mächtiger Prellstein dem von dem überhöhenden Felsen drohenden Angriff entgegen. Allerhand Einbauten verengen den an sich schmalen Hofplatz noch mehr: Da führt eine überdachte Treppe zu den Obergeschossen des Wohnhauses, Küche und Backofen springen weit vor, und frei im Hof erhebt sich ein hölzernes Schutzhäuschen über dem tiefen Brunnen (Abb.10). Das an der vierten Hofseite errichtete Wohngebäude konnte mit seinen starken Mauern schon einige Zeit dem starken Ansturm widerstehen. Es enthält alle zur Burg gehörenden Wohnräume: außer dem fast lichtlosen Keller, zwei große Säle übereinander (Abb.2 und 4) und an diese angeschlossen eine Reihe von Stuben und Kammern, von denen die vornehmste, die Burggrafenstube (21), im Erdgeschoß liegt. Von ihr sind alle Burgteile schnell zu erreichen: Eine besondere Treppe führt zu dem darunter gelegenen Keller, dessen Eingangspforte dicht am Haupttor liegt, und eine Seitentür der Stube öffnet sich unmittelbar auf den Hof, von welchem die daneben aufsteigenden Treppen sowohl zu den oberen Geschossen des Wohnhauses als auf den Umgang und den Turm führen. Im Dachgeschoß des Palas befinden sich zwei längliche “raumliche” Schlafkammern, die von der Hofwand aus spärliches Licht empfangen. Zwischen den fensterlosen Wänden dieser Kammern und der Außenmauer des Hauses läuft ein schmaler Wehrgang noch unter dem schützenden Hausdach hin (Abb.5), in den Ecktürmchen zu kleinen Räumen erweitert, die bessere Umschau gestatten. Dieser Gang bildet die Fortsetzung des offenen Laufsteges, der sich auf den Schildmauern und an dem großen Turm hin fast rings um den Hof (Abb.5 bis 9) zieht; er steht mit den unteren Stockwerken und dem Hofplatz durch mehrere Treppen in Verbindung.

Abb. 6
Abb. 7
Abb. 8
Abb.9
Abb. 10

Der Turm, als letzte Zufluchtsstätte, ist für sich verteidigungsfähig ausgebildet, indem er von den anderen Teilen der Burg möglichst gesondert ist und zugleich die Verbindung der Turmräume unter einander mehrmals unterbrochen ist. Von den im Grundriss dargestellten sechs Turmgeschossen liegt das unterste – von den darüber befindlichen völlig getrennt – in gleicher Höhe mit dem Hof und ist von diesem zu betreten (Abb.8). Das dann folgende Stockwerk steht zwar mit einem Teile des Wehrganges auf der Schildmauer durch die Wendelstiege 8 (Abb.1) unmittelbar in Verbindung; vom Hof aus kann man aber zu dieser Treppe, deren Eingang sehr hoch liegt, nur mittels einer angelegten Leiter gelangen (sie ist im Grundriss, Abb.5, eingezeichnet). Die vier oberen Turmräume wiederum sind unter sich durch eine besondere, an gesicherter Stelle in der Mauerdicke ausgesparte Treppe verbunden; indessen führt zu der Wendeltreppe 8 nur ein allem Anschein nach loser Steg über die weit ausladenden Kragsteine um den Turm. Ist dieser Steg, der wohl aus leicht abnehmbaren Bohlen besteht, entfernt, so kann der Eingang in den Turm leicht verteidigt werden. Die oberen Räume sind, wie der Kamin andeutet, wenigstens für den Notfall bewohnbar eingerichtet; das letzte massiv umschossene Geschoß scheint den Wachtraum zu enthalten.

Abb. 12
Abb. 13
Abb. 14

In geschickter Weise war so diese kleine Burg in den Stand gesetzt, eine gewisse Zeitlang ihre Besatzung und wohl auch einzelnen, hinter die festen Mauern flüchtenden Landsleuten wirksamen Schutz zu gewähren.

Beiträge von C. Krollmann und Bodo Ebhardt

Mit freundlicher Unterstützung des Stadtarchivs St. Goarshausen.